Medienlexikon

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Abkürzung

Als Abkürzung (abgekürzt: Abk.) oder Abbreviatur (von lat. »abbreviare« zu dt. »abkürzen«) wird die verkürzte Darstellungsform eines Wortes oder einer Wortgruppe gegenüber ihrer ursprünglichen Länge (Vollform) bezeichnet. Das Synonym »Abbreviatur« wird vor allem im Bezug auf alte Schriften sowie für abkürzende Schreibweisen in der Musik verwendet.

Geschichte
Abkürzung Ironische Noten
Liste tironischer Noten aus dem 8. Jahrhundert, die auch heute noch in Irland in unveränderter Form genutzt werden. Bildquelle: commons.wikimedia.org, gemeinfrei.

Die antiken Inschriften waren bereits reich an Abkürzungen. In der römischen Epigrafik wurden Wörter oft auf den ersten Buchstaben verkürzt. So zeigte beispielsweise ein doppelter Buchstabe die Mehrzahl (Plural, Pl.) an. Marcus Tullius Tiro, der Sekretär Ciceros, entwickelte sogar eine eigene Kurzschrift, die tironischen Noten, welche zum Mitschreiben von Reden und Gerichtsverhandlungen entwickelt wurde und rund 4.000 Zeichen umfasste.

 

Die Abbreviaturen erfüllten in erster Linie die Aufgabe, schnell und ökonomisch zu schreiben, da Trägermaterialien (z.B. Stein, Ton, Metall, Holz, Papyrus und Pergament) sowie die Beschichtungsstoffe (z.B. Pigmente, Tinten und Tuschen) sehr rar und kostbar waren. Sprachliche oder formale Aspekte kamen erst später hinzu (11./12. Jh.). Aus dem Mittelalter bekannt ist etwa der übergeschriebene Strich, der sich als Verdoppelungszeichen der Minuskel »m« in der deutschen Kurrentschrift noch bis ins 20. Jahrhundert gehalten hat. Besonders reich wurde das Abkürzungssystem mit dem hohen Bücherbedarf in den spätmittelalterlichen Universitäten. Mit der allgemeinen Verfügbarkeit des billigeren Beschreib- und Bedruckstoffes Papier ging der Gebrauch von Abkürzungen in der Frühen Neuzeit zurück.

Das Deleaturzeichen (Tilgungszeichen) ist eine kalligrafische Abbreviatur, explizit ein Abkürzungszeichen, das sich aus der Minuskel »d« der deutschen Kurrentschrift (Schreibschrift) entwickelt hat und das lateinische Wort »deleatur« (zu dt. »das ist zu tilgen«) abkürzt. Das Deleaturzeichen zählt zu den Korrekturzeichen und gilt auch als Symbol für die ursprüngliche deutsche Währung »Pfennig«.

Abbreviatur Deleatur
Die Abbreviatur »Deleatur«, mit der man heute noch Zeichen oder Textstellen markiert, die gestrichen werden sollen.

Im 20. Jahrhundert kam es zu einer Fülle von Abkürzungen. Gerade bürokratische Großorganisationen (z.B. UNO, öffentliche Verwaltungen, Militär, Großunternehmen etc.) haben umfangreiche Abkürzungssysteme in Gebrauch. Abkürzungen setzen jedoch – wie Schriftsprache auch – Konventionssysteme voraus, damit sie von der sie betreffenden Gruppe verstanden werden.

Begriffe

Unter dem Oberbegriff der Abkürzung unterscheidet man in der Regel folgende Worttypen:

  • Kurzwort: Ein durch Abkürzen oder Weglassen von Wortteilen entstandenes neues Wort.
    • Akronym, ein aus Buchstaben mehrerer Wörter oder mehrerer Wortteile entstandenes Wort, das als eigenes Wort ausgesprochen werden kann wie beispielsweise EDV (elektronische Datenverarbeitung).
    • Initialwort, ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Wort wie beispielsweise LASER (Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation).
    • Silbenwort, wie beispielsweise KRIPO (Kriminalpolizei).
  • Buchstabenkette: Eine als Wort nicht aussprechbare Buchstabenreihe wie beispielsweise UNHCR (UN Flüchtlings Agentur).
  • Kürzel: Eine festgelegte Buchstaben- und/oder Ziffernfolge als Kennzeichnung (beispielsweise eine UID-Nummer).
  • Suspension: Die Verwendung der Anfangsbuchstaben bzw. das Weglassen von Buchstaben am Wortende, die ggf. durch einen Punkt oder andere Zeichen ersetzt werden können.
  • Kontraktion: Die Weglassung von Buchstaben im Mittelteil des Wortes, das auf wenige Buchstaben, meist Konsonanten, zusammengezogen wird.
Suspension
 
A. D. Anno Domini (zu dt. »Im Jahre des Herrn«)
z. B. zum Beispiel
etc. et cetera (zu dt. »und die übrigen Dinge«)
Kontraktion
 
DMS DOMINUS
bzw. beziehungsweise
ggf. gegebenenfalls

Was man abkürzt, ist auch gesellschaftlich bzw. sprachlich bedingt. So erscheinen Abkürzungen wie beispielsweise »AB« für Auftragsbestätigung oder für Anrufbeantworter als regional oder national begrenzt. Abkürzungen sind Schreib- und Leseerleichterungen und dienen in erster Linie einer schnelleren und konzentrierteren Kommunikation. Sie entstehen normalerweise in der geschriebenen Sprache, finden aber manchmal auch Aufnahme in die Umgangssprache (z.B. NATO, EU, UNO). Außerdem dienen Abkürzungen auch der Platzersparnis.

Heute existieren unzählige Abkürzungen für alle gesellschaftlichen Bereiche, die in der Regel aus dem/den ersten Buchstaben des Wortes oder aus einzelnen Wortbestandteilen gebildet werden.

Beispiele
 
geb. geboren (allgemein gebräuchliche Abk.)
Bgb. Bergbau (fachspezifische Abk.)
Jh. Jahrhundert (geschichtliche Abk.)
Österr. Österreich (geografische Abk.)
AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen (juristische Abk.)
hl. heilig (religiöse Abk.)
Pl. Plural/Mehrzahl (sprachwissenschaftliche Abk.)
Pt. Punkt (typografische Abk.)
Math. Mathematik (wissenschaftliche Abk.)
Abkürzungsverzeichnis

Werden Abkürzungen innerhalb einer Publikation verwendet, dann ist es in der Typografie üblich, ein alphabetisch geordnetes Abkürzungsverzeichnis der darin verwendeten Abkürzungen zu erstellen, damit die Abkürzungen auch von allen Leser·innen verstanden werden.
In der Regel wird ein Abkürzungsverzeichnis bei Nachschlagewerken (z.B. bei einem Wörterbuch) nach der Titelei vor dem Beginn des Inhalts platziert, da die Abkürzungen zum allgemeinen Ver-ständnis der nachfolgenden Seiten notwendig sind. Bei Büchern oder buchähnlichen Publikationen (z.B. einem Geschäftsbericht) mit Fließtexten gehört das Abkürzungsverzeichnis in der Regel in den Anhang. Bei wissenschaftlichen Arbeiten (z.B. einer Bachelor- oder Masterarbeit) wird ein Abkürzungsverzeichnis tendenziell meist nach dem Inhaltsverzeichnis platziert.1)
Ein Abkürzungsverzeichnis kann sowohl manuell als auch automatisch per Software erstellt werden. Ab welcher Anzahl von Abkürzungen innerhalb eines Werkes ein separates Abkürzungsverzeichnis sinnvoll ist, ist nicht einheitlich geregelt.

→ hier geht es zum Abkürzungsverzeichnis dieses Blogs.

Grammatik

Abkürzungen werden in der Regel im geschlossenen Schriftsatz nicht dekliniert bzw. gebeugt (von lat. »declinare« zu dt. »gebeugt«), da sie verwirrend sind. Eine Beugungsendung kann allerdings an die Abkürzung angehängt werden. Der Duden schreibt hierzu:

Wenn eine Abkürzung mit dem letzten Buchstaben des abgekürzten Wortes endet, wird die Beugungsendung unmittelbar angehängt: die Bde. (= die Bände). Bei Namen ist es üblich, die Endung nach dem Abkürzungspunkt zu setzen: B.s Werke (= Brechts Werke). Abkürzungen, die auch als solche gesprochen werden, werden häufiger gebeugt – vor allem im Plural: die Lkws, die GmbHs (neben: die Lkw, die GmbH).

Bei Abkürzungen mit einem Punkt wird unterschieden: Enden sie undekliniert mit dem letzten Buchstaben der Vollform (z.B. Hr. = Herr), so wird die Beugungsendung unmittelbar beigefügt (z.B. Hrn. = Herrn). Andernfalls wird die Endung hinter dem Punkt angefügt (z.B. Jh. wird zu Jh.e = Jahrhunderte). Bei Abkürzungen ohne Punkt wird die Beugungsendung einfach beigefügt (z.B. des BHs = Bundesheeres). Diese Regeln gelten auch für die Bildung der weiblichen Form (z.B. Prof.in = Professorin).

Die Mehrzahl (Pl.) von abgekürzten Wörtern wird auch heute noch gelegentlich durch eine Buchstabenverdopplung ausgedrückt (z.B. Jgg. = Jahrgänge oder ff. = folgende). In der Regel wird die Mehrzahl meist immer durch die beigefügte Minuskel »s« gebildet (z.B. CDs), auch dann, wenn die Vollform eine andere Pluralendung hat (z.B. AGs = Aktiengesellschaften oder PKWs = Personenkraftwagen). Ausnahmen bilden nur wenige fachsprachliche Abkürzungen (z.B. RAe = Rechtsanwälte).

Typografische Regeln

Grundsätzlich gilt in der Lesetypografie, dass Abkürzungen – abgesehen von Nachschlagewerken – in Headlines, Mengen- und Fließtexten nicht verwendet werden sollten, da sie den Leseprozess (siehe auch Fixationen) spürbar verlangsamen. Auch willkürlich gesetzte Abkürzungen sollte man vermeiden, da diese ein unschönes Schriftbild ergeben und es dazu führen kann, dass die eigentliche Bedeutung des abgekürzten Wortes von den Leser·innen oft gar nicht verstanden wird. Stehen Abkürzungen für Floskeln wie »u.a.« (unter anderem) oder für Bindewörter wie »u.« (und), lassen sich diese oft mittels einer eleganteren Formulierung vermeiden.

Eine typografische Faustregel lautet deshalb:

Wer Platz und Zeit hat, sollte niemals abkürzen!

Willkürliche Abkürzungen
 
HEADLINES
  Heute: Wiener Derby zwischen Austria u. Rapid *
  * Unschönes Schriftbild, kaum Platzgewinn, sowie in Wahrheit nur ein Zeichen (d) beim Tippen eingespart.
  Heute: Wiener Derby zwischen Austria und Rapid
 
AUFZÄHLUNGEN (z.B. bei Vorträgen)
  • Der Freigegenstand Projektpraktikum/Kreativst. *
  * Unschönes Schriftbild, Platzeinsparung nicht notwendig, und nur wenige Fachleute im Publikum wissen, wofür diese Abkürzung steht.
  • Der Freigegenstand Projektpraktikum/Kreativstylistik
Fakten zu Abkürzungen
 
  • Ob eine Abkürzung mit oder ohne Punkt geschrieben wird, hängt in der Regel davon ab, ob sie auch abgekürzt ausgesprochen wird.2)
  • Wird eine Abkürzung als Folge einzelner Buchstaben gesprochen, so wird sie im Allgemeinen ohne Punkt und immer ohne Leerraumzeichen geschrieben.
    Beispiele: ORF, GmbH, StVO
  • Maßeinheiten werden zwar als Wort gesprochen, aber trotzdem ohne Punkt abgekürzt.
    Beispiel: 10 m (gesprochen: 10 Meter)
  • Beim österreichischen Bundesheer und im Zivil- und Katastrophenschutz werden Verfassungsorgane, Ränge, Waffen und Fahrzeuge häufig ohne Punkt abgekürzt.
    Beispiele: Lt (Leutnant), StG (Sturmgewehr)
  • In Bahnhofsnamen wird die Bahnhofsart ohne Punkt geschrieben.
    Beispiel: Wien Hbf
  • Bei Abkürzungen, die nicht abgekürzt ausgesprochen werden, steht grundsätzlich am Ende der Abkürzung ein Punkt.
    Beispiel: Dr. (Doktor)
  • Ist die Abkürzung mehrteilig, stehen im deutschen Sprachraum Wortzwischenräume (i.d.R. ein Achtelgeviert) zwischen den einzelnen Teilen, nicht jedoch im Englischen.
    Beispiele: z. B., d. h., i. d. R. (deutsch) aber e.g., a.m. (englisch)
    Ausnahme stellt unter anderem das verbreitete »usw.« dar, das sich anstelle des eigentlich korrekten »u. s. w.« (für »und so weiter«) durchgesetzt hat.
  • Zeilenumbrüche innerhalb von Abkürzungen sollten vermieden werden. Dies lässt sich durch ein geschütztes Leerraumzeichen oder durch einen schmalen Wortzwischenraum (z.B. Achtelgeviert) oder durch das Weglassen des Leerraumzeichens realisieren.3) Die Rechtschreibregeln des Duden kennen diese Schreibweise jedoch nicht.
  • Steht eine Abkürzung am Satzende, wird der letzte Punkt der Abkürzung mit dem Punkt am Ende des Satzes verschmolzen. Der letzte Punkt einer Abkürzung verschmilzt jedoch nicht mit anderen Satzzeichen.
  • Auch das Mischen von Abkürzungsweisen bzw. die Kombination von Abkürzungen mit und ohne Punkt ist möglich.
    Beispiel: Steuerberatungsges. mbH
  • Bei Gesetzen, Verordnungen und Ähnlichem werden Abkürzungen ohne Punkt und Leerraumzeichen und häufig auch mit Binnenversalien geschrieben, um Platz und damit Seiten einzusparen.
    Beispiele: UStG (Umsatzsteuergesetz) oder BGBl. (Bundesgesetzblatt)
 

Texte: Eigeninterpretationen des Autors, sowie auszugsweise aus typolexikon.de, Wikipedia und dem Schulbuch »Medien verstehen – gestalten – produzieren«, vereinfacht formuliert und für Berufsschüler·innen aufbereitet.
Grafiken: © Christian Jungmeier

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Alle Artikel in diesem Medienlexikon sind so einfach wie möglich, aber so detailiert wie nötig zusammengestellt und verfasst. Die Inhalte richten sich in erster Linie an die Schüler·innen der Medienklassen des Lehrberufes Medienfachfrau-/mann, Druckvostufentechniker·innen und Fotokaufleuten an NÖ Berufsschulen und dienen als Nachschlagewerk zu den vermittelten Lehrinhalten. Es handelt sich dabei keinesfalls um wissenschaftlich exakt aufbereitete Artikel.

Bei den Texten für die Artikel wurde auszugsweise auf Formulierungen und Textpassagen von Wolfgang Beinert (Typolexikon.de), Wikipedia oder dem Schulbuch »Medien verstehen – gestalten – produzieren« zurückgegriffen. Dabei wurde versucht, gemeinsam mit einer eigener Interpretation und Formulierung die Themen zu vereinfachen und auf das Wesentliche für Berufsschüler·innen zu reduzieren. Sollten Texte oder Informationen 1:1 übernommen bzw. zitiert worden sein, so ist das in der Quellenangabe des jeweiligen Artikels gesondert angeführt.

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C. Jungmeier